Verein verleiht regionalen Umweltnegativpreis „Schwarzer Rabe“

Erlbruchwald ohne Erlen

Erstmals regionaler Umweltnegativpreis „Schwarzer Rabe“ verliehen

Preisträger des Umweltnegativpreises „Schwarzer Rabe“ 2020 sind zu gleichen Teilen der Landesbetrieb Forst Brandenburg, die Untere Naturschutzbehörde Potsdam sowie das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege, heißt es in einer Pressemitteilung des Waldsiedlung Wildpark-West e.V., der den Preis in diesem Jahr zum ersten Mal für regional besonders schwerwiegende Umweltsünden vergab.

Mit der symbolischen Verleihung des Preises wird das Handeln der drei Behörden zu Ungunsten des geschützten Biotops und Denkmals des „Kleinen Entenfangsees“ von Wildpark-West bedacht, dem im vergangenen Frühjahr über 300 Erlen und Randbereiche des Denkmals zum Opfer fielen.

Der Tag der Preisverleihung fällt mit dem 100. Geburtstag von Gerhard Mieth, dem 2004 verstorbenen „Entdecker“ der historischen Entenfanganlage im Wildpark, zusammen.

„Sicherlich hätten im vergangenen Jahr im Raum Potsdam auch andere Anwärter diesen Preis verdient, doch die beispiellose und vorsätzliche Zerstörung eines geschützten Biotops, im Nebel des ersten Lockdowns, stellt alles andere qualitativ in den Schatten“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Natur- und Umweltschutzfördervereins Carsten Sicora.

„Ein Revierförster, der glaubt, ,niemanden fragen zu müssenʼ, eine Naturschutzbehörde, die im Nachgang ,keine Beeinträchtigungʼ eines geschützten Erlbruchwaldes feststellen kann, obwohl dieser bei der als ,Pflegeʼ bezeichneten Maßnahme gefällt worden ist und eine Landes-Denkmalbehörde, welche die forstlichen Interessen über die Erhaltung des ältesten Denkmals seiner Art in ganz Deutschland stellt, lässt nicht nur mich ungläubig zurück. Ökologisch so wertvollen Bruchwald ohne Not zu roden zeigt, dass es die handelnden und kontrollierenden Behörden leider noch nicht verstanden haben, welch wichtige Funktion der noch vorhandene Wald für unsere Gesellschaft innehat.“

Der Kleine Entenfangsee wurde 1694 von Kurfürst Friedrich III. angelegt und überstand im Laufe der letzten 300 Jahre unbeschadet Feldzüge, Eroberungen und zwei Weltkriege.

Seit 2012 wird der in großen Teilen verlandete See als Denkmal geführt und ist geschütztes Biotop. Seine vernässten Niederungen und die sogenannte Suhle, ein kleiner See im Inneren der Anlage, dienen tausenden von Amphibien als Lebensraum und Rückzugsort.

„Dieser Preis soll auf die Zerstörung der Natur direkt vor unserer Haustür aufmerksam machen, zum Nachdenken anregen und den Preisträgern zudem die Möglichkeit geben, die verursachten Umweltschäden wieder zu beseitigen oder zu mildern“, erklärt Carsten Sicora.

„Ich würde mich freuen, wenn der Brandenburger Landesforstbetrieb von der Klugheit des Raben profitiert, junge Erlen nachsetzt und das während der Fällmaßnahme verwüstete Umfeld des Denkmals, einschließlich des Rastplatzes, für Besucher und Touristen wieder herrichtet.

Wir Einwohner von Wildpark-West wollen dabei gerne behilflich sein.“