„Sternstunden der Menschheit“

Freitag, 25. Juli 19:00 Uhr Sommerkino in Wildpark-West

Im September hieß es zum 53. – und vorerst letzten Mal – „Willkommen!“ zu einer literarisch-kinematischen Kostbarkeit. Alle Plätze waren ausgebucht, als der bekannte Schauspieler Christian Ballhaus der Einladung des ortsansässigen Vereins folgte. Dieser hatte die beliebte Veranstaltungsreihe 2019 ins Leben gerufen.

Ballhaus hatte ein kleines, aber feines Programm mit musikalischer Untermalung mitgebracht und las, das Publikum nicht nur mit seiner markanten Stimme in seinen Bann ziehend, aus dem berühmten Werk von Stefan Zweig die Episode von Georg Friedrichs Händels Auferstehung, in welchem die Entstehung des Oratoriums „Der Messias“ eindrucksvoll geschildert wird. Die Zuhörer wurden Zeuge einer dramatischen Schöpfung, wie sie kaum ergreifender erzählt werden kann.

Im Anschluss an seine Lesung beantwortete der Mime, Jahrgang 1944, heute mit seiner Frau in Berlin lebend, Fragen des Publikums aus seinem langen und ereignisreichen Theater- und Filmschaffen und zu seiner Familie. Der Name Ballhaus hat in der Kunst-, Film- und Theaterwelt einen guten Klang: Sowohl seine Eltern, der Schauspieler und Regisseur Carl Ballhaus (Theater und Film) und die Tänzerin und Choreographin Almut Dorowa, als auch der Bruder seines Vaters, Schauspieler und Regisseur Oscar Ballhaus, Vater des Kameramannes Michael Ballhaus und Cousin von Christian, sind der Film- und Theaterwelt eng verbunden.

Christian begann nach dem Abitur 1962 ein Studium an der Theaterhochschule „Ernst Busch“ und hatte seinen ersten Bühnenauftritt 1964 am Berliner Ensemble in „Coriolan“ von Brecht/Shakespeare.

Nach acht Monaten als Bergarbeiter – „Ich wollte in meinem Leben ankommen!“ – erhielt er einen Ausbildungsvertrag am Theater Eisenach (bei B. K. Tragelehn), wo sein Vater Intendant war.

Nach Engagements in Döbeln, Leipzig, Schwerin, Dresden und Gera war er als Schauspieldozent an der Theaterhochschule in Leipzig tätig und übernahm eine Professur an der Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Ab 1991 ging er wieder als Schauspieler nach Halle und Aachen. 1997 folgte die Station am Theater Trier: dort spielte er u. a. den Galilei (Brecht) und den Faust in Faust I. Von 2000 bis 2006 war er am Theater Regensburg engagiert. Als Rentner „im Unruhestand“ übernahm er an verschiedenen Theatern Gastrollen. Seine letzte Bühnenrolle hatte er 2013 als Sprecher und „Professor“ in der Potsdamer Winteroper „Jephtha“ – Händels letztem Oratorium. Die legendäre Inszenierung wurde zu den Wiener Festwochen und den Musikfestspielen auf Kampnagel nach Hamburg eingeladen – für ihn ein „rauschender Abschied“.

Neben seiner Theaterarbeit als Schauspieler und Regisseur war er auch als Film- und Fernsehschauspieler, Sprecher in Hörspielen und als Synchronsprecher tätig. Den älteren Filmliebhabern begegnete er als junger Knappe im DEFA-Märchenfilm „Das Tapfere Schneiderlein“.

Die Veranstaltung fand „stilecht“ an einem romantischen Septemberabend im Kaminzimmer eines, nicht nur architektonisch interessanten, Esstorf & Winkler Landhauses im Herzen unserer Waldsiedlung statt. Die Gäste waren voll des Lobes über den gelungenen und romantischen Abend und ihre Gastgeberin. Natürlich waren wie immer für die Besucher der Eintritt, Getränke und ein kleiner Imbiss frei.